Unternehmen

Die ARA Thunersee

«Wer Wasser verschmutzt, hat es auch zu reinigen.» Platon (428 bis 348 v. Chr.)

Der Gemeindeverband ARA Thunersee erfüllt diese Aufgabe für die 36 Gemeinden in seinem Einzugsgebiet und die 127‘500 angeschlossenen Einwohner. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die ARA Thunersee erbringt im schweizweiten und internationalen Vergleich Leistungen auf hohem Niveau zu günstigen Kosten.

Die Organisation als Gemeindeverband koordiniert die Bedürfnisse und Wünsche aller Gemeinden und räumt diesen ein angemessenes Mitspracherecht ein, ohne im Tagesgeschäft Entscheidungswege unnötig zu verlängern.


Meilensteine
Gründung ARA Region Thun 1963
Erstinbetriebsetzung 1972
Umbenennung in ARA Thunersee 2000
Personalbestand
Total 19 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
davon 15 Festangestellte mit 1'380 Stellenprozenten
  3 Mitarbeiterinnen im Stundenlohn
  1 Lehrling

Chronik

17.03.1953 Einwohnergemeinde und Burgergemeinde Uetendorf beschliessen die Freihaltung des heutigen ARA-Standortes.
08.08.1956 Abklärungen über eine gemeinsame ARA für die Gemeinden Heimberg, Thierachern und Uetendorf.
12.06.1958 Ablieferung der Studie über die Zuleitungen und Standorte möglicher Abwasserreinigungsanlagen (ARA) in der Region Thun. Konstituierung der Arbeitsausschüsse.
21.01.1962 Bewilligung Nr. 21J78 zur Einleitung von Abwasser in die Aare durch die Baudirektion des Kantons Bern.
22.10.1962 Landerwerb von der Burgergemeinde Uetendorf (8,37 ha) für den Bau der ARA.
21.03.1963 Gründung des Gemeindeverbandes ARA Region Thun anlässlich der konstituierenden Delegiertenversammlung im Rest. Maulbeerbaum in Thun. (8 Gemeinden und Eidg. Militärbetriebe Thun)
29.06.1966 Spatenstich.
04.05.1972 Inbetriebnahme des mechanischen Anlageteils.
18.10.1972 Inbetriebnahme des biologischen Anlageteils.
17.09.1973 Einweihung der ARA.
1994 - 98 Gesamterneuerung der Biologie und der Schlammbehandlung.
17.12.1997 Inbetriebnahme Wärmeverbund Heimberg.
2000 Die ARA Region Thun bennent sich in ARA Thunersee um und gibt sich neue Organisationsstrukturen.
04.09.2003 Die ARA Thunersee zertifiziert ihren aus Biomasse produzierten Ökostrom als schweizweit erste Kläranlage mit dem «naturemade star».
02.06.2004 Die ARA Thunersee erhält das Zertifikat «Naturpark» für ihre naturnahe Bepflanzung des Firmenareals.
2008 Inbetriebnahme der Prozessabwasserbehandlung nach dem DEMON®-Verfahren.
2010 Die ARA Thunersee produziert erstmals mehr Strom als sie verbraucht.
17.08.2016 Spatenstich zum Ausbau PAK: Elimination von organischen Spurenstoffen.
18.10.2017 Beginn der Biogaseinspeisung und des Wärmebezugs bei der KVA.
2018 Inbetriebnahme der Anlageerweiterung zur Elimination von organischen Spurenstoffen.

Kennzahlen

Die wichtigesten Kennzahlen im Überblick

Allgemeine Angaben Jahr 2021 Jahr 2022 Jahr 2023  
Angeschlossene Einwohner (gerundet) 126'200 126'330 127'360 Einwohner
Ausbaugrösse (EW = Einwohnerwerte) 200'000 200'000 200'000 EW
Aktuelle mittlere Belastung (CSB, N, P) 150'000 150'000 147'000 EW
 
Zulauf zur ARA Jahr 2021 Jahr 2022 Jahr 2023  
Trockenwetteranfall 32'837 29'278 31'252 m3/Tag
Mittlerer Abwasseranfall 45'257 35'468 40'752 m3/Tag
Fremdwasseranteil 19 16 19 %
Mittlere organische Belastung 17'624 18'634 17'782 kg CSB/Tag
Mittlere Stickstoffbelastung 1'662 1'642 1'687 kg Ntot/Tag
Mittlere Phosphorbelastung 250 254 251 kg Ptot/Tag
 
Entsorgung Jahr 2021 Jahr 2022 Jahr 2023  
Rechengut 531 566 587 t/Jahr
Sandfanggut 32 30 19 t/Jahr
Klärschlamm entwässert 9'083 9'341 10'048 t/Jahr
Anteil Trockensubstanz 26.0 27.0 26.5 %
Klärschlamm Trockensubstanz 2'361 2'516 2'648 t TS/Jahr
davon Faulschlamm anderer ARA 367 653 835 t TS/Jahr
 
Energie Jahr 2021 Jahr 2022 Jahr 2023  
Gasproduktion 1.9 2.0 1.9 Mio. m3
Gasverkauf Brennwert Hs 12.9 13.3 12.4 GWh/Jahr
Stromeinkauf = Stromverbrauch 4.84 4.85 4.47 GWh/Jahr
Stromverkauf 0.00 0.00 0.00 GWh/Jahr
Stromverbrauch pro Einwohnerwert 32.8 32.3 32.4 kWh/EW
Wärmeproduktion BHKW 0.00 0.00 0.43 GWh/Jahr
Einkauf Wärme 3.78 3.61 3.17 GWh/Jahr
Verkauf Wärme 0.41 0.38 0.38 GWh/Jahr
 
Abbauleistungen Jahr 2021 Jahr 2022 Jahr 2023  
Organische Stoffe (CSB) 95.7 97.1 96.5 %
Stickstoff (Ntot) 75.9 77.2 75.4 %
Phosphor (Ptot) 96.7 98.4 97.9 %
 
Kosten Jahr 2021 Jahr 2022 Jahr 2023  
Nettobetriebskosten 4.824 4.762 7.564 Mio. Fr.
Nettobetriebskosten pro Einwohnerwert 32.2 31.75 51.45 Fr./EW
Nettoinvestitionskosten -0.366 0.489 2.093 Mio. Fr.
Subventionen / Einkäufe 0.714 0.000 0.000 Mio. Fr.
Werterhaltungskosten (KGV Art. 32) 3.99 3.99 3.99 Mio. Fr.
Empfohlene Einlage Spezialfinanzierung 70 70 70 %
Empfohlene Einlage pro Einwohnerwert 18.6 18.6 19.0 Fr./EW
 

Prozess

So funktioniert die ARA Thunersee

Die ARA Thunersee reinigt das Abwasser von 36 Gemeinden und rund 127'500 Einwohnern. Zusammen mit dem Abwasser aus der Industrie, ergibt das eine Belastung von 170'000 Einwohnerwerten. Gebaut ist die Anlage für 200'000 Einwohnerwerte.

Bei Trockenwetter benötigt das Abwasser ca. 2 Tage um die Reinigungsprozesse zu durchlaufen.

Zulauf
  Mittlerer Zulauf bei Trockenwetter ca. 350 l/s; 30'000 m3/Tag
  Maximaler Zulauf bei Regenwetter 1'400 l/s
 
Reinigungsleistung / Abbau
  Organische Stoffe 97 %
  Stickstoff 78 %
  Phosphor 98 %
  Spurenstoffe > 80 %

1. Hebewerke

Illustration Hebewerk

Durch die Kanalisationen fliesst das Abwasser zur ARA Thunersee. Zwei Hebewerke (Hauptkanal und Heimberg) auf der Ostseite der Aare und ein Hebewerk (Uetendorf) auf der Westseite überbrücken die Höhendifferenz des tiefer liegenden Kanalisationsniveaus und der Abwasserreinigungsanlage. Dazu sind verschiedene Pumpen installiert, welche abhängig von der Zuflussmenge zum Einsatz gelangen.

Zusätzlich ist beim Hebewerk Hauptkanal ein Siebrechen vorhanden, welcher im Regenwetter-Fall, wenn mehr Abwasser zuläuft als die ARA aufzunehmen vermag, die groben Schmutzstoffe zurückhält.

Im Zulauf zum Hebewerk Uetendorf ist ein unterirdisches Auffangbecken, um bei Regen das anfallende Abwasser etwas zu puffern.

 
Postition Hebewerke
a. Hebewerk Heimberg
1 Schneckenpumpe 30 l/s
2 Tauchpumpen  je 100 l/s
 
b. Hebewerk Hauptkanal
2 Schneckenpumpen je 250 l/s
1 Schneckenpumpe 125 / 250 l/s
2 Schneckenpumpen je 950 l/s
1 Siebrechen max. 3'000 l/s
 
c. Hebewerk Uetendorf
1 Schneckenpumpe 40 l/s
2 Tauchpumpen  je 125 l/s
1 Regenbecken 300 m3 Inhalt

2. Mechanische Reinigung

Illustration Grobrechen

Grobrechen

Mit dem Grobrechen werden als Erstes die grösseren, festen Gegenstände aus dem Abwasser entfernt. Viele dieser Dinge gehören nicht auf die Kläranlage und sollten mit dem Hauskehricht entsorgt werden.
Das Rechengut gelangt über eine Presse in einen Container und wird über die nahegelegene Kehrichtverbrennung entsorgt.

 
Illustration Sandfang

Sandfang

Im Sandfang wird mit Hilfe von Luft erreicht, dass schwere Partikel wie Sand und Steine absinken. Mit einem Räumer werden diese in einen Trichter am Beckenanfang geschoben und abgepumpt. Der Sand wird gewaschen und damit weitgehend von Organik befreit und in einen Container gefördert. In diesem wird er einer geeigneten Entsorgung zugeführt.
Im Einlauf-Bereich des Sandfangs ist eine Amphibientreppe installiert. Frösche, Kröten und andere Amphibien, die sich in die Kanalisationen verirrt haben und anschliessend zur Kläranlage gespült wurden, können damit gerettet werden.

 
Illustration Feinrechen

Feinrechen

Im Feinrechen werden die verbliebenen feineren, festen Bestandteile aus dem Abwasser gefiltert. Das Rechengut wird gewaschen – um die Organik auszuspülen, die in der biologischen Stufe benötigt wird – gepresst und in einen Container gefördert. In diesem wird es der Kehrichtverbrennung zugeführt.

 
Position mechanische Reinigung
a. Grobrechen
2 Harkenrechen Stababstand 30 mm
1 Presse  
2 Presscontainer  
  Rechengut ca. 200 kg/Tag
  Entleerung Container ca. alle 10 Tage
 
b. Sandfang
2 Sandfangbecken je 416 m3 Inhalt
2 Sandpumpen  
1 Sandwaschanlage  
2 Mulden  
  Sandmenge ca. 70 kg/Tag
  Entleerung Mulden ca. alle 3 Monate
 
c. Feinrechen
2 Umlaufrechen Stababstand 4 mm
1 Rechengutwaschanlage  
1 Presse  
2 Presscontainer  
  Rechengut ca. 1'200 kg/Tag
  Entleerung Container ca. alle 4 Tage

3. Vorklärung

Illustration Vorklaerung

Die Vorklärung ist die letzte Stufe der mechanischen Reinigung. Durch die Grösse der Vorklärbecken wird die Fliessgeschwindigkeit stark reduziert. Dadurch setzt sich der Schlamm am Boden ab, während Öl und Fett an die Oberfläche steigt. Die Räumer schieben die Stoffe (Primärschlamm) zum Beckenanfang, von dort werden sie zur Schlammbehandlung geführt.

Zwei Regenbecken ermöglichen, dass das stark verunreinigte Abwasser zu Beginn eines Regens (Ausspülen der Ablagerungen in den Kanalisationsleitungen) aufgefangen und später dem Reinigungsprozess zugeführt werden kann. Grundsätzlich funktionieren die Becken genau gleich wie die Vorklärbecken.

Das Abwasser ist jetzt von festen Stoffen befreit und rund ein Drittel der organischen Bestandteile wurden entfernt.

 
Position Vorklärung
a. Vorklärbecken
2 Vorklärbecken je 1'750 m3 Inhalt
2 Schild-Räumer  
  Fliessgeschwindigkeit ca. 8 mm/s
  Primärschlamm ca. 130 m3/Tag
 
b. Durchlaufbecken
2 Durchlaufbecken je 1'750 m3 Inhalt
2 Schild-Räumer  
  Zeit bis voll, bei Regen ca. 3 Std.
 
Gesamtvolumen
  Gesamtvolumen Vorklärung 7’000 m3

4. Biologie

Illustration Biologie

Die Biologie ist das Herzstück der Kläranlage, dort laufen Abbauprozesse nach dem Vorbild der Natur. In den Becken herrschen ideale Bedingungen für das Wachstum natürlicher Mikroorganismen, sie ernähren sich von den Schmutzstoffen im Abwasser und benötigen dazu auch Luft.

Das mechanisch gereinigte Abwasser aus der Vorklärung enthält nur noch gelöste Verunreinigungen. Beim Einlauf in die Biologie wird das Abwasser mit Schlamm aus den Nachklärbecken gemischt. In diesem befinden sich unzählige Bakterien und Mikroorganismen die hungrig den Schmutz im Abwasser fressen und in Biomasse umwandeln. Einige Bereiche in der Biologie werden nur gerührt, der grössere Teil wird jedoch mit viel Luft versorgt. Ein Teil der Biomasse aus dem hinteren Teil der Belüftungsbecken wird direkt auch wieder in eine gerührte Zone gefördert (Rezirkulation). Damit werden optimale Bedingungen für die verschiedenen Bakterien geschaffen.

  • Kohlenstoff wird abgebaut und in Biomasse umgewandelt.
  • Stickstoffverbindungen werden zu elementarem Stickstoff oxidiert und in die Atmosphäre abgegeben.
  • Phosphor wird in einem biologischen Verfahren in die Biomasse eingebunden.
 
Position Biologie
a. Belebungsbecken
4 Belebungsbecken je 6'240 m3 Inhalt
12 Gebläse  
24 Rührwerke  
4 Rezirkulationspumpen  
 
Gesamtvolumen
  Gesamtvolumen Biologie ca. 25'000 m3

5. Nachklärung

Illustration Nachklaerung

Wie in den Vorklärbecken sinkt der Schlamm (Biomasse) auch in der Nachklärung langsam zu Boden. Ständig laufende Kettenräumer schieben die Biomasse zur Beckenmitte von wo sie zur Biologie zurückgepumpt wird (Rücklaufschlamm). Da sich die Mikroorganismen laufend vermehren, entsteht mehr Biomasse als benötigt wird. Dieser überschüssige Anteil des Schlammes (Überschussschlamm) wird zur Weiterverarbeitung zur Schlammbehandlung gepumpt.

Das nun mechanisch und biologisch gereinigte Abwasser fliesst am Ende der Nachklärbecken durch die knapp unter der Wasseroberfläche platzierten Rohre in das Pumpwerk zur 4. Reinigungsstufe (Elimination von organischen Spurenstoffen).

Schwimmschlammräumer befördern aufschwimmendes Material am Beckenende in eine Rinne, von wo dieses wieder zum ARA-Zulauf zurückgeführt wird.

 
Position Nachklärung
a. Nachklärbecken
8 Nachklärbecken je 2'550 m3 Inhalt
16 Kettenräumer  
16 Rücklaufschlammpumpen  
4 Schwimmschlammräumer  
  Fliessgeschwindigkeit ca. 1.5 mm/s
  Überschussschlamm ca. 130 m3/Tag
 
Gesamtvolumen
  Gesamtvolumen Nachklärung ca. 20’000 m3

6. Spurenstoffe

Illustration Kontaktbecken

Kontaktbecken

Viele synthetische, organische Stoffe aus Medikamenten, Haushaltchemikalien, Kosmetika oder industriellen Prozessen sind biologisch nicht abbaubar. Um auch diese für viele Wasserlebewesen schädlichen Stoffe zu entfernen, wird das Abwasser in den Kontaktbecken fortwährend mit Pulver-Aktivkohle (PAK) versetzt, an welcher sich die Spurenstoffe anlagern.

 
Illustration Absetzbecken

Absetzbecken

Zusammen mit Eisensalzen und Flockungshilfsmitteln bildet die beladene Aktivkohle Flocken, die in den Absetzbecken abgetrennt und in die Kontaktbecken zurückgefördert werden. So bleibt die Aktivkohle mehrere Tage in Kontakt mit dem Abwasser und nimmt den grössten Teil dieser organischen Spurenstoffe auf. Laufend wird so viel Aktivkohleschlamm (Überschuss-Kohleschlamm) abgezogen, dass die Schlammmenge konstant bleibt. Der überschüssige Kohleschlamm wird zurück in die Biologie geführt und gelangt schliesslich vermengt mit der Biomasse in die Schlammbehandlung.

 
Illustration Filtration

Filtration

Das Wasser durchläuft anschliessend als letzte Stufe die Sand-Filtration, wo die kleinsten Rest-Partikel herausgefiltert werden. Die Filter müssen periodisch rückgespült werden, um eingelagerte Schmutzstoffe herauszulösen.

Das gereinigte Wasser ist nun farb- und geruchlos sowie arm an organischen Stoffen und wird in die Aare geleitet.

 
Position Spurenstoffe
a. Kontaktbecken
2 Kontakt-Becken je 1'100 m3 Inhalt
4 Rührwerke  
  Pulveraktivkohle ca. 250 kg/Tag, ca. 7 LKW/Jahr
 
b. Absetzbecken
4 Absetzbecken je 1'944 m3 Inhalt
8 Kettenräumer  
8 Rücklaufschlammpumpen  
2 Schwimmschlammräumer  
  Fliessgeschwindigkeit ca. 2.5mm/s
  Überschuss-Kohleschlamm ca. 500 m3/Tag
 
Gesamtvolumen
  Gesamtvolumen EMV-Stufe 2'200 m3 + ca. 8'000 m3
 
c. Sandfiltration
8 Filterbecken je 42 m3 Inhalt
  Schichtdicke Quarzsand 70 cm
  Schichtdicke Antrazitsand 50 cm
  Becken-Spülintervall ca. alle 6 Tage

7. Schlammbehandlung

Illustration Schlammbehandlung

Der Schlamm aus der Vorklärung und der Biologie (Primärschlamm + Überschussschlamm = Frischschlamm) wird in die drei Faultürme gepumpt. Über einen Wärmetauscher wird er dabei auf ca. 37°C erwärmt. Bei einer Schlamm-Aufenthaltszeit von 3 – 4 Wochen und unter Luftabschluss, produzieren Methanbakterien Klärgas, welches in einem Gasspeicher aufgefangen wird.

Der ausgefaulte Schlamm wird in Stapelbehältern zwischengespeichert und danach der Schlammentwässerung zugeführt.

 
Position Schlammbehandlung
a. Frischschlamm
  Primärschlamm aus Vorklärung ca. 130 m3/Tag 
  Überschussschlamm aus Biologie ca. 130 m3/Tag
  Total Frischschlamm ca. 260 m3/Tag
  Wassergehalt ca. 95 %
 
b. Faulanlage
2 Faultürme je 2'500 m3 Inhalt
1 Faulturm 3'000 m3 Inhalt
  Schlammtemperatur ca. 37°C
  Schlammaufenthaltszeit 3 – 4 Wochen
  Gesamtvolumen 7'800 m3
 
c. Klärgas
  Erzeugung ca. 5'400 m3/Tag
 
d. Gasspeicherung
1 Gasometer 2'000 m3 Inhalt
 
e. Ausgefaulter Schlamm - Klärschlamm
  Klärschlamm ca. 260 m3/Tag
  Wassergehalt ca. 97.5 %
 
f. Schlammspeicher
1 Stapelbehälter 3'000 m3 Inhalt
1 Stapelbehälter 2-stöckig 1'600 / 1'500 m3 Inhalt

8. Energieerzeugung – Biomethan (CO2-neutrales Erdgas)

Illustration Gasaufbereitung

Das produzierte Klärgas enthält zur Hauptsache Methan und CO2 im Verhältnis von rund 60/40 %. Damit das Gas in das Erdgasnetz eingespeist werden kann, muss der Methangehalt aber mindestens 96 % betragen.
Zu diesem Zweck wird das CO2 in einer Membran-Gasaufbereitungsanlage abgetrennt. Das heisst, die kleinen CO2-Moleküle können durch die Membranen entweichen, während die grossen Methan-Moleküle im System verbleiben. So wird der Methangehalt von rund 60 % auf ca. 98 % gesteigert und aus Klärgas wird Biomethan.
Das Biomethan wird in das Erdgasnetz der Energie Thun AG eingespeist.

Biomethan ist ein CO2-neutraler, wertvoller Energieträger, auch weil er im Gegensatz zum elektrischen Strom sehr einfach gespeichert werden kann.

 
Position Energieerzeugung
a. Gasaufbereitungsanlage 
Durchsatz max. 320 Nm3/h
Biogasproduktion ca. 3'400 m3/Tag

9. Schlammentwässerung

Illustration Schlammentwaesserung

Der ausgefaulte Klärschlamm enthält noch sehr viel Wasser. Mit Dekanter-Zentrifugen wird der Wassergehalt stark reduziert (ausgeschleudert). Der Schlamm hat jetzt eine Konsistenz von feuchter Erde und wird mit Lastwagen der Kehrichtverbrennungsanlage zur Entsorgung zugeführt.

Das abgetrennte Zentratwasser wird via einer Vorbehandlung (DEMON-Anlage), wieder in den Zulauf zur ARA oder direkt in die Biologie eingeleitet.

Zusätzlich zum eigenen, wird auch Schlamm von anderen (meist kleineren) Kläranlagen entwässert, womit Synergien genutzt werden können.

 
Position Schlammentwässerung
a. Dekanter
2 Zentrifugen ca. 600 m3/Tag
 
Entwässerter Klärschlamm
  Wassergehalt ca. 73 %
  Abgeführte Menge ca. 26 t/Tag

Energie

Die ARA als Energielieferant

Bereits kurz nach der Inbetriebnahme der ARA 1972 sorgten Motoren für die energetische Nutzung des Klärgases zur Strom- und Wärmeerzeugung. 1986 sind die Gasmotoren ersetzt und mit Katalysatoren ausgerüstet worden. Die Stromproduktion konnte so ein erstes Mal gesteigert werden. Nach dem Ausbau der Anlage Ende der neunziger Jahre ist in Zusammenarbeit mit der EAWAG der Betrieb der neuen Biologie auf tiefen Energieverbrauch und betreffend Leistung optimiert worden. Weitere Optimierungen wie die Vergrösserung der Faulung mit einem dritten Faulraum, neue Membranen bei der Belüftung sowie neue energieeffiziente Blockheizkraftwerke führten schliesslich ab 2010 dazu, dass die ARA Thunersee mehr Strom erzeugte als sie verbrauchte. Daneben betrieb sie seit 1998 eine Fernheizanlage, mit der ein Sportzentrum, eine Schulanlage und eine Wohnüberbauung geheizt wurden.

Seit dem 18. Oktober 2017 bereitet die ARA ihr Biogas auf Erdgasqualität auf und speist das Gas ins Netz der Energie Thun AG ein. Der Energieinhalt des eingespeisten Gases ist grösser als der gesamte Energieverbrauch der ARA. Die Wärme bezieht die ARA neu bei der AVAG und sorgt zusammen mit weiteren Nutzern an der neuen Leitung für eine deutlich bessere Nutzung der Abfallwärme aus der KVA.

Die bisherigen Energiekennzahlen bis 2016 und Kommentare dazu können dem Bericht „Energiekennzahlen ARA Thunersee“ entnommen werden.

Projekte

Aktuelle Ausbau- und Sanierungsprojekte

Die ARA Thunersee investiert laufend in den Um- und Ausbau, die Sanierung und die Erhaltung der Anlage. Dies einerseits, um die Reinigungsleistung stetig zu verbessern und Abläufe zu optimieren und andererseits, um den ordnungsgemässen Betrieb der Anlage zu jeder Zeit sicherstellen zu können.
Nachfolgend finden Sie eine Übersicht über die umfangreichsten Projekte der Gegenwart und der näheren Vergangenheit.

Photovoltaikanlage

Die ARA Thunersee plant die ökologische Energiezukunft:

Über den Becken der Kläranlage soll eine grosse Solar-Faltdachanlage installiert werden. Damit kann künftig bis zu einem Drittel des zur Abwasserreinigung benötigten Stroms mit Sonnenenergie selbst erzeugt werden.
Die geplante Anlage - auf einer Fläche von 22'000 m2 - mit einer installierten Leistung von 3'600 kWp, würde jährlich gegen 3.5 GWh ökologischen Strom produzieren.

Dieser Image-Film der Firma dhp technology AG zeigt die bestehende Solar-Faltdachanlage auf der ARA Chur:

 

Publikationen PV-Anlage


Sanierung Biologie

Bei der in den Jahren 1995 – 98 erstellten biologischen Reinigungsstufe haben viele elektromechanische Anlageteile ihre Lebensdauer erreicht. Im Weiteren sind Sanierungen von spezifischen Betonoberflächen fällig.

Die Delegiertenversammlung hat dafür im November 2022 das Projekt und den nötigen Kredit bewilligt.

Zusammen mit dem Generalplaner – der Holinger AG, Bern – wird das Sanierungsprojekt erarbeitet. Der optimale Terminplan sieht vor, dass 2024 die Belüftungs- und Nachklärbecken der Strasse 1, und im darauffolgenden Jahr die Becken der Strasse 2 saniert werden.

Im gleichen Zuge soll auch die Leistung der Anlage optimiert werden um für die vom Gesetzgeber geplante Erhöhung der geforderten Abbauleistungen gerüstet zu sein.


Naturpark

Unser Naturpark

Unsere Anlage wurde in den letzten 10 Jahren umfangreich erneuert und saniert und ist heute eine der modernsten Kläranlagen der Schweiz. Im Zuge dieser Arbeiten wurden auch unsere Grünflächen konsequent auf naturnahe Bepflanzung umgestaltet, was bedeutet, dass heute ein Grossteil der Begrünung aus einheimischen, teils stark bedrohten Pflanzen besteht. Wo früher öde Cotoneaster das Bild beherrschten, verwöhnen heute bunte, artenreiche Beete das Auge. Die einst monoton mit Rasen bedeckte Grünfläche besticht heute mit blühenden Magerwiesen, einem Feuchtbiotop und einem Regenrückhalteteich. Die dichten Wildhecken und die Obst- und Nussbäume bieten vielen Vögeln Schutz und Futter. Wo möglich wurden selbst Dächer und Fassaden begrünt. Wurzelstöcke und aufgeschichtetes Totholz bieten kleinen Säugetieren, Käfern und Insekten Nahrung und Unterschlupf. Für die Bienen erstellte man ein eigenes Wildbienenhaus und in Zusammenarbeit mit dem Vogelschutzverein wurden vielerorts Nistkästen aufgehängt. Als Resultat dieser Massnahmen wird unsere Anlage heute von unzähligen Insekten, Eidechsen, Kröten, Schlangen und Vögeln bevölkert; der beste Beweis dafür, dass eine naturnahe Bepflanzung ein echter Gewinn für Mensch und Umwelt ist!

Im Juni 2004 wurde unsere Anlage erstmals mit dem Qualitätslabel der Stiftung Natur und Wirtschaft als naturnahes Firmenareal zertifiziert. Das Label verlangt, dass mindestens 30 % der Grünflächen naturnah bepflanzt und gepflegt werden; bei der ARA Thunersee sind beinahe 100 % der Grünflächen des Firmenareals naturnah.

1‘000 gerettete Amphibien

Mehrere Millionen Liter Abwasser reinigt die ARA Thunersee jeden Tag. Dabei werden pro Jahr rund 1‘000 Amphibien angeschwemmt, die sich dank einer speziellen Ausstiegsrampe aus dem Sandfangbecken retten können. Die Tiere werden im nahegelegenen Feuchtgebiet wieder ausgesetzt.

Das Nebenprodukt: Biogas

Nebst geklärtem Wasser produziert die ARA Thunersee auch Biogas auf Erdgasqualität und speist dieses ins Netz der Energie Thun AG ein. Dabei ist der Energieinhalt des eingespeisten Gases grösser als der gesamte Energieverbrauch der Kläranlage. Die Wärme bezieht die ARA zusammen mit weiteren Nutzern aus der Fernwärmeleitung der Kehrichtverbrennungsnalage (KVA) der AVAG in Thun und sorgt damit für eine deutlich bessere Nutzung der Abwärme aus der Abfallverbrennung.

Mehr Ökonomie dank Ökologie

Diese ökologisch sinnvollen Aktionen zahlen sich aus: Einerseits bringen Gas und Fernwärme Geld ein und andererseits bewirkt die naturnahe Arealgestaltung tiefere Pflegekosten und erfreut Mitarbeiter und Besucher immer wieder mit ihrer Blütenpracht.

Besichtigung

Besuchen Sie die ARA Thunersee mit Ihrer Gruppe

Bitte beachten: Derzeit verzichten wir auf die Vorführung unseres Filmes bzw. auf eine Einführungs-Präsentation und starten die Besichtigung direkt draussen vor dem Gebäude. Wir bitten interessierte Gruppen, sich den Film vorgängig hier auf der Website anzusehen.

Wir führen interessierte Gruppen ab ca. 10 Personen kostenlos über unsere Anlage. Geeignet sind unsere Führungen für Schüler und Schülerinnen ab der dritten Klasse sowie für alle Erwachsenen. Nach einer auf die Besuchergruppe angepassten Einführung können die daraus gewonnenen Informationen auf dem anschliessenden Rundgang durch die Anlage vertieft und allfällige Fragen beantwortet werden.

Auf dem Rundgang erhalten Sie umfassende Informationen über die Vielseitigkeit unserer Tätigkeiten rund um die Abwassereinigung und die damit verbundenen Kreisläufe. In Uetendorf werden Sie eine sehr moderne und entsprechend komplexe Abwasserreinigungsanlage kennen lernen. Reservieren Sie sich für den Besuch rund 2 Stunden.

Damit die Schüler die vermittelten Informationen besser einordnen und verstehen können, bitten wir Sie, das Thema Abwasser mit Ihrer Klasse vorgängig während mindestens 2 Lektionen zu behandeln. Einen Einführungsfilm und weitere Informationen sowie interessante Links finden Sie auf dieser Homepage. Weiter erwarten wir pro 10 Schüler mindestens eine erwachsene Begleitperson. Bitten lesen Sie dazu nachfolgend unsere Verhaltensregeln und Bestimmungen.

Falls Sie sich für eine Besichtigung unserer Anlage interessieren, können Sie sich mit dem nachfolgenden Formular direkt anmelden oder uns unter der Telefonnummer 033 346 00 80 zu den normalen Büroöffnungszeiten kontaktieren.

Betriebszeiten für Führungen:

Montag: keine Führungen
- Dienstag: 08:00 - 12:00 / 13:30 - 16:00 Uhr
- Mittwoch: 08:00 - 12:00 / 13:30 - 16:00 Uhr
- Donnerstag:   08:00 - 12:00 / 13:30 - 16:00 Uhr
- Freitag: keine Führungen

Das Team der ARA Thunersee freut sich auf Ihren Besuch!


Verhaltensregeln und Bestimmungen für Führungen

Ihre Sicherheit und Gesundheit ist uns wichtig, der Betrieb unserer Anlage eine Angelegenheit für Fachleute.

Deshalb gilt:

  • Im ganzen ARA-Areal ist das Rauchen verboten.
  • Während der Führung bleibt die Gruppe beisammen und hält sich an die Anweisungen des ARA-Personals.
  • Türen, Tore, Schränke werden nur vom ARA-Personal geöffnet.
  • Das Betätigen von Schaltern ist ausschliesslich Sache des ARA-Personals.
  • Aus hygienischen und Sicherheitsgründen ist die Berührung von Maschinen, Geräten, Schiebern usw. zu unterlassen.
  • Während des Rundgangs wird aus hygienischen Gründen auf das Essen und Trinken verzichtet.

Bestimmungen für Schulen bzw. Führungen mit Kindern und Jugendlichen

  • Damit die Schüler die vermittelten Informationen besser einordnen und verstehen können, bitten wir Sie, das Thema Abwasser mit Ihrer Klasse vorgängig während mindestens 2 Lektionen zu behandeln. Einen Einführungsfilm und weitere Informationen sowie interessante Links finden Sie auf dieser Website.
  • Pro 10 Schüler / Jugendliche ist mindestens 1 Begleitperson erforderlich (d.h. ab 11 Schüler mindestens 2, ab 21 mindestens 3).
  • Die Begleitpersonen haben die obenstehenden Verhaltensregeln gelesen und unterstützen deren Einhaltung.
  • Das ARA-Personal ist berechtigt, eine Führung abzubrechen, wenn die Verhaltensregeln nicht eingehalten werden.

Anmeldeformular für Betriebsbesichtigungen

Mit nachfolgendem Formular können Sie eine Gruppe ab ca. 10 Personen für eine Führung durch die ARA Thunersee anmelden. Bitte beachten Sie unbedingt unsere zuvor genannten Verhaltensregeln und Bestimmungen, diese müssen Sie akzeptieren um sich anmelden zu können. Ferner weisen wir Sie darauf hin, dass der gewünschte Termin aus organisatorischen Gründen frühestens in zwei Wochen sein darf und dass wir Führungen nur von Dienstag bis Donnerstag anbieten.

Wichtig: Ein Besichtigungstermin gilt erst dann als gesichert, wenn wir Ihnen diesen schriftlich (per Brief oder E-Mail) bestätigt haben.

Bitte beachten: Das Absenden des Formulars dauert einige Sekunden. Bitte warten Sie bis eine entsprechende Erfolgsmeldung angezeigt wird.

Film

Unser Erklärfilm

Unser Film erklärt in weniger als 7 Minuten und in einfachen Animationen die verschiedenen Reinigungsstufen der ARA Thunersee.